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Editorial: Adobe Apollo � effizienter Br�ckenschlag

 

Adobe Apollo: effizienter Brückenschlag

Spekulationen über einen nächsten grossen Wurf Adobes kursieren schon seit längerer Zeit. Jetzt wurde der Schleier zum Teil gelüftet (siehe Interview): Apollo, so der Codename des ersten Sprosses aus der Adobe-Macromedia-Ehe, soll als Basistechnologie für Rich-Internet-Applikationen die Möglichkeiten von Flash erweitern und die Grenzen zwischen Web- und Desktop-Applikationen auflösen.

Im ersten Moment war ich etwas ernüchtert, als nach monatelangen Spekulationen der Schleier über dem grossen Geheimnis weg war. Apollo bringt nicht etwas grundsätzlich Neues, es ist nicht ein neuer Wurf im Stile von PDF oder Flash. Das meiste von dem, was Apollo an neuen Anwendungen verspricht, liesse sich schon heute mit bestehenden Technologien wie Java und AJAX realisieren. Apollo ist mehr eine Integrationsplattform, eine Technologie, die zwischen Bestehendem neue Brücken schlägt: einerseits zwischen Web und Desktop und andererseits zwischen den Standards HTML, Flash und PDF.

Doch dann, einen Tag bevor ich mich für dieses Editorial an den PC setzte, hatte ich mein persönliches Brückenschlag-Aha-Erlebnis. Ich recherchierte für einen Artikel im Internet und wurde dabei bei Google von einem neuen Service überrascht. Bei einem Klick auf ein PDF-Dokument in der Trefferliste übergibt Google jetzt die Suchabfrage direkt an den Adobe Reader. Das heisst, alle Fundstellen der Suchbegriffe sind jetzt im Acrobat-Suchfenster im Satzzusammenhang aufgelistet. Damit ist auch in längeren Dokumenten die entscheidende Textpassage blitzschnell gefunden. Wow, sagte ich mir, so machen Recherchen wirklich Spass!

Technologisch gesehen, ist das nichts Anspruchsvolles, was Google und Adobe aufgesetzt haben – eigentlich nicht der Rede wert. Und doch bringt hier die nahtlose Integration einer Web- mit einer Desktop-Applikation dem Anwender einen entscheidenden Mehrwert, eine ganz neue «User Experience». In diesem Sinne könnte die Apollo-Technologie mit ihren Brückenschlagqualitäten doch ein weitaus grösseres Potenzial bergen, als man auf den ersten Blick meint. Adobes Apollo-Projekt würde damit, was die Effizienz anbelangt, genau das Gegenteil von jenem der NASA versprechen; Beim Brückenschlag zum Mond wurde ja mit einem Maximum an technologischer Innovation ein Minimum an praktischem Nutzen realisiert.

Martin Spaar